Einweihung Gemeindehaus


700 jähriges Jubiläum 2003 gab den Ausschlag für die Sanierung

Als man 2003 in Hassenbach die erste urkundliche Erwähnung vor 700 Jahren feierte, machten sich die damaligen Verantwortlichen schon Gedanken für was sie feien und was soll mit einem eventuellen Erlös aus diesem Jubiläumsfest passieren. Einig war sich das Gremium, es soll etwas sein, dass der gesamten Ortsbevölkerung zu Gute kommt. Unter den Vorschlägen war auch neben einem Friedhofsglöcklein mit Turm auch die Sanierung des ehemaligen Pfarrhauses. Dass aus diesem Wunsch heraus ein Million-Projekt wird, hat zu dieser Zeit niemand geahnt. Die Wünsche gingen dahin, dass man für die Ortsgemeinschaft einige Räume für Veranstaltungen schaffen wollte, nachdem mittlerweile auch die letzte Gaststätte ihre Tore geschlossen hatte. Die Aufnahme des Gebäudes in die Denkmalliste gab dann den Anstoß für die umfangreichen Maßnahmen. Sowohl Marktgemeinde wie auch Denkmalamt und verschiedene weitere öffentliche Stellen, wie auch Landesstiftung und die ländliche Entwicklung, unterstützten großzügig bei der Finanzierung und wollten natürlich auch mitreden. Mittlerweile wurde aus den ursprünglich veranschlagten 400000,-- bis 500000,-- Euro weit mehr als das doppelte an Baukosten. Während der mehrjährigen Baumaßnahme, begonnen im Jahr 2010, wurde das Gebäude komplett saniert. Neben einem Raum im Erdgeschoss für gesellige Veranstaltungen wurden Sanitäranlagen eingebaut. Die Räume in den beiden oberen Stockwerken beinhalten neben der neuen Heiztechnik weitere Räume, die ein Heimatmuseum aufnehmen. Bei einigen der Maßnahmen konnten auch Ortsbürgerinnen und Ortsbürger Eigenleistung einbringen. Für die Marktgemeinde sollte es ein Haus für die Ortsgemeinschaft werden, deshalb erfolgte die Umbennung durch die Marktgemeinde in „Gemeindehaus“.

 

Neugestaltung des Umfeldes

Viele Jahrzehnte war der Außenbereich überwiegend ein Nutzgarten. Er wurde sowohl von den hier wohnenden Priestern genutzt und später auch von den privaten Bewohnern oder auch an Ortsbürger verpachtet. In den vergangenen Jahren war er ebenfalls still gelegt und wurde hin und wieder vom Gartenbauverein für seine Veranstaltungen genutzt. Im Rahmen der jetzigen Baumaßnahmen wurde er nun total umgekrempelt. Neue Sandsteinmauern und Betonpflasterflächen mischen sich unter die Rasenflächen. Im südlichen Bereich, zum Nachbargrundstück hin, entstand eine langgezogene Unterstellhalle aus Holz. Auch die frühere Gerätehalle wurde total neu erstellt und erhielt ebenfalls ein Sandsteinmauerwerk. Saniert wurde der alte Tiefbrunnen, der mit dem Nachbaranwesen genutzt wird. In diese Maßnahmen wurde auch die Befestigung des gegenüberliegenden Backhausvorplatzes einbezogen. Auch hier wurde viel roter Sandstein und Betonpflaster verarbeitet. Pflanzen und Bäume sorgen für das notwendige Grün. Diese Außenanlagen als Dorfzentrum gestaltet sollen zusammen mit dem sanierten Gemeindehaus als neuer Ortsmittelpunkt Leben in die Ortsgemeinschaft bringen.

 

Geschichte des Gebäudes

Mit dem von der Gemeinde umbenannten und sanierten Gemeindehaus hat für das Areal eine neue Geschichte begonnen. Über den Bauherren und die erste Nutzung ist nichts bekannt. Es könnte sich, so wird teils vermutet um ein ehemaliges Jagdhaus handeln. Über den unteren Fenstern befinden sich kleine geschnitzte Kreuze und über den Fenstern im oberen Stockwerk sind es Krönchen. Dies könnte auf eine kirchliche Nutzung, vielleicht etwa die Thulbaer Pröpste, hinweisen. Von älteren Leuten wurde immer wieder von einem Fußweg, wie Klosterweg oder Eselspfad, nach Thulba gesprochen. Hassenbach selbst gehörte lange Zeit auch zu den Dörfern, die vom Kloster Thulba -Fürstabtei Fulda- verwaltet wurden. Schon in den Jahren nach 1300 ist von einem Verkauf des Ortes an das Kloster Thulba die Rede. So steht unter anderem unter „1309 Graf Heinrich von Henneberg verkauft an Propst Gottfried, Äbtissin Sophie und dem Konvent des Klosters Thulba für 80 Pfund Heller das Dorf Oehrbach (Orlebach) mit der Vogtei und allen Rechten mit Ausnahme von Wasser und Wald. Die Einwohner von Hassenbach, die den verkauften Zins zahlen, gehen mit ihren Gütern an das Kloster über“.

Vor 1900 dürfte das Anwesen ein landwirtschaftlicher Hof gewesen sein. Ende des 19. Jahrhunderts beherbergte es einen Kolonialwarenladen. Festgehalten ist auch im Heimatbuch zur 700 Jahrfeier 2003, dass um 1904 ein Johann Kaiser eine Gastwirtschaft im Gebäude hatte und 1904 bis 1908 diese von einem Joseph Schaub betrieben wurde. 1908 erwarb Erasmus Loewenheim Landgerichtsrat in München das Anwesen. Der Sohn von Gustav Loewenheim Besitzer des Nachbaranwesens (später Rummel-Anwesen) Dr.Alois Loewenheim hatte dann im Haus eine Arztpraxis. In dieser Zeit soll das Anwesen auch als Krankenhaus genutzt worden sein, denn es wurden dort auch kleinere Operationen durchgeführt. 1930 kaufte dann der Seelsorger der Kuratie Hassenbach Augustin Blassauer das Anwesen im Auftrag der politischen Gemeinde Hassenbach und ließ es zum Pfarrhaus umbauen. Der letzte Kaplan der im Kaplaneihaus wohnte war Herbert Pfaff. Er wurde im Mai 1957 weg versetzt. Danach wurde es an verschiedene Privatpersonen von der Gemeinde als Wohnung vermietet. Die letzte Mieterin war die Witwe Mathilde Jordan. Sie kam 2004 ins Pflegeheim ist mit demnächst 99 Jahren die älteste Hassenbacherin.

 

Kaplaneihaus-Denkmal

Denkmal heißt auch sich Gedanken machen und das haben sich viele bei der Generalsanierung des ehemaligen Pfarrhauses und jetzigen Gemeindehauses.

„Die harte Arbeit ist vollendet, die Zeit des Feierns geht jetzt los“, so eröffnete die Hassenbacher Ortsbeauftragte Gabriele Pentenrieder, das historische Fest anlässlich der Gemeindehaus- Einweihung am Wochenende. Sie wünschte allen, die ein mal im Hause hocken stets Harmonie und glückliche Stunden. Etwas üben muss der Bürgermeister noch beim Bieranstechen. Denn bei den ersten Schlägen klappte es noch nicht so recht. Doch dann konnten sich die Gäste über das frische Bier bei warmer angenehmer Witterung freuen. Nicht zu erkennen war ob es die lauten Böller der Hassenbacher Böllerschützen, die zu diesem Zeitpunkt über die Ortschaft hallten, waren, die den Gemeindechef etwas aus der Ruhe brachten. Auch als Gemeindechef wünschte er nach diesen harten zwei Jahren Bauzeit allen Besuchern des Gemeindefestes schöne Stunden und den Hassenbacher Bürgerinnen und Bürgern immer ein angenehmes Feiern im neuen Gebäude, denn sie hatten während der Bauzeit eifrig mitgearbeitet. Jetzt haben sie auch kräftig gefeiert.

 

Viele Stimmen der Besucher waren der Meinung, die Sanierung dieses historischen Gebäudes ist gelungen. Einer der gerne an die Zeit seiner Kindheit zurück denkt, ist ein Dr. Helmut Loewenheim aus Landau. Er hat noch verwandtschaftliche Beziehungen nach Hassenbach, denn Dr. Hermann Löwenheim ebenfalls von Kindheit her mit Hassenbach eng verbunden, hat das alte königliche Forsthaus, das nach einem Meiselzeichen im Haus 1796 erbaut wurde und somit wohl ebenfalls aus der Zeit des Pfarrhausbaues stammt, vor Jahren gekauft. Helmut Loewenheim war einer der Söhne von Dr. Alois Loewenheim, der in diesem Hassenbacher Gebäude sogar Operationen durchführte. Wie er weiß mussten diese noch bei Petroleumlicht vorgenommen werden. Die Loewenheims`s waren immer eine angesehene Familie in Hassenbach und besitzen hier im Friedhof auch ein Erb- und Familienbegräbnisrecht für alle aus der Löwenheim`schen Verwandschaft. Beide sowohl Helmut wie auch Hermann Löwenheim waren jetzt zur Einweihung des Gebäudes nach Hassenbach gekommen. „Wir sind begeistert von dem was geschaffen wurde, denn das Gebäude und das ganze Areal bringen liebgewordene Erinnerungen zurück. So was muss erhalten bleiben“, waren sich beide einig. Auch viele andere Besucher sind der Meinung, dass der Erhalt dieses historischen Gebäudes richtig ist und die Sanierung, die zwar viel Geld gekostet hat, für Hassenbach eine große Aufwertung ist. Lilo Glück aus der unmittelbaren Nachbarschaft ist ebenfalls dieser Meinung, „Es ist schön geworden, aber es hat auch viel Geld gekostet“. Rita Schmitt aus Schlimpfhof begrüßte ebenfalls den Erhalt des Gebäudes. „Wir haben doch hier als Kinder viel erlebt, sogar unseren Kommunionunterricht hatten wir in diesem Haus und es ist gut, dass man so ein Haus erhält und darin feiern kann. Es ist ein Gebäude für die Ewigkeit“. Das Gebäude das zukünftig eine Stätte der Begegnung für jung und alt sein soll, ist ein Gewinn für Hassenbach und soll im Ort ein Haus der Gemeinschaft und der Generationen werden, das war auch den zahlreichen Reden der vielen Ehrengäste zu entnehmen. So auch bei den Grußworten von Otmar Porzelt, vom Amt für Landesentwicklung wie auch von Landrat Thomas Bold sowie den Landtagsabgeordneten Robert Kiesel und Günther Felbinger. Die teils emotionalen Diskussionen über Erhalt und Abriss, die vor Jahren im Ort aufkamen und teils spannend und kräftezehrend waren, sind mittlerweile verstummt. So wie Architekt Johannes Hahn bei der Schlüsselübergabe an Bürgermeister Gotthard Schlereth und Ortsbeauftragte Gabriele Pentenrieder erwähnt, ist ihm das Gebäude in Hassenbach sehr ans Herz gewachsen. So ist es auch den Hassenbachern gegangen, die sich mittlerweile über das gelungene Objekt freuen. Der Ort habe gezeigt, wenn man zusammensteht kann man vieles schaffen. Schon bei der 700-Jahrfeier, war der Wunsch festgelegt worden den finanziellen Erlös für die Sanierung des Pfarrhauses, dem heutigen Gemeindehaus, zu verwenden. Sowohl Otmar Porzelt wie auch Verene Mörsner, die im Landratsamt für die Innenentwicklung in den Kommunen zuständig ist, betreuten das Hassenbacher Projekt mit. Dieses Hassenbacher Leaderprojekt gilt als nachahmenswertes Beispiel und stellt sich mit dem Nachbaranwesen Hepp - ehemals Rummel-Löwenheim Anwesen- als Idealfall dar. Alle diese Reden über das Geschaffenen, sind eine Liebeserklärung an das denkmalgeschützte Kaplaneihaus, das auch weitere Kommunen für die Arbeit in den ländlichen Innerorten animieren soll. Hier wird mit einer Meisterleistung der Sanierung ein Kulturgut weitergegeben, so die Rednerin.

 

Kirchliche Segnung

Selbstverständlich gehört nach Vollendung einer solchen Maßnahme auch der kirchliche Segen dazu. Fahnenabordnungen, Gäste und Ortsbürger dankten im Hassenbacher Gotteshaus im Gebet für die unfallfreie Bauabwicklung. Auch die gute Zusammenarbeit der Marktgemeinde mit den Hassenbacher Bewohnern stellte Pfarrer Jaroslaw Woch heraus. Diese gute Gemeinschaft auf der Erde ist auch eine Aufgabe für die Kirche. Nach den Musikstücken der Hassenbacher Musikanten segnete der Geistliche nach den Segensgebeten das neue Gemeindehaus. Es soll ein gutes Haus der Begegnung werden wünschte auch der Pfarrer. Nicht nur der strahlende Sonnenhimmel sorgte für frohe Mienen sondern auch der herrliche Gesang der Kindergartenkinder. Sie schmetterten kräftig in die freudige Runde „Endlich geht es los“.

Zur Ausgestaltung des Festes hatten sich sich am Sonntag die Musikerinnen und Musiker der Hassenbachr Kapelle angestrengt. Am Nachmittag gab es noch ein Konzert der Musikkapelle Oberthulba. Mit ihren frisch aufpolierten Oldtimern waren auch die Bulldogfreunde Rhön aufmarschierte. Sie waren ein weiterer Blickfang vor dem historischen Gebäude. Bereits am Samstag sorgte die Kultband aus der Rhön „Die Waldfensterer Bergmusikanten“ bis in die späte Nacht hinein für ausgelassene Stimmung.

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